WeihnachtsGeschichten

Werner und die KI 2.0

Werner wollte es wissen. Er hatte ein Gedicht geschrieben: ‚Sieben kleine Wunder`. Weil gerade Weihnachten war, hatte er den kurzen Text gelassen und kurzerhand einfach die Überschrift gewechselt. So heißt das Gedicht jetzt: `Sieben kleine Weihnachtswunder`- super! Zu Ostern wird es in ‚Sieben kleine Osterwunder` umbenannt, bei bestandenen Führerscheinen in `Sieben kleine Führerscheinwunder“, je nachdem, wie oft man durchgefallen ist - und so weiter. Aber zu Weihnachten sind es eben ‚Sieben kleine Weihnachtswunder. Der Poet hatte bereits vorher die genialen Zeilen von einer KI „durchrechnen“ lassen, um sich auch digital seine Genialität bestätigen zu lassen. Was damals dabei herauskam, war enttäuschend, es musste eine undefinierte Rechenanweisung gewesen sein oder ein Softwarefehler, nun versuchte Werner sein Glück mit einer neuen, hochentwickelten KI 2.0.

Das Ergebnis ist nachfolgend als Sprachnotiz wiedergegeben. Anmerkung: Zum Schutze der Privatsphäre möchte der Autor nicht mit Klarnamen genannt werden. „Werner“ ist ein Pseudonym, das Gedicht ist authentisch:

Sieben kleine Weihnachtswunder

1. Einander begegnen

Werner: "Also, KI, verstehst du die Tiefe dieser ersten Zeile?"

KI: "Natürlich, Werner. Es geht um das Aufeinandertreffen von Menschen, richtig?"

Werner (theatralisch seufzend): "Oh, du mechanische Seele! Es geht um die kosmische Verbindung von Seelen im Universum der Festlichkeit!"

KI: "Äh, ja. Das meinte ich mit 'Aufeinandertreffen'."

2. Miteinander erleben

Werner: "Und hier, meine siliziumbasierte Freundin, was siehst du?"

KI: "Es scheint um gemeinsame Erfahrungen zu gehen."

Werner (mit feuchten Augen): "Es ist die Symphonie des Lebens, gespielt auf den Saiten unserer Herzen!"

KI: "Werner, ich glaube, du übertreibst ein wenig."

3. Füreinander da sein

Werner: "Jetzt wird's emotional, meine binäre Begleiterin!"

KI: "Es geht um gegenseitige Unterstützung, oder?"

Werner (dramatisch auf die Knie fallend): "Es ist der Schwur ewiger Treue, geschrieben in den Sternen des Weihnachtshimmels!"

KI: "Werner, steh bitte auf. Das ist einem „Dichter und Denker“ in dieser Situation unwürdig und sowieso unangemessen."

4. Untereinander teilen

Werner: "Ah, der Geist der Großzügigkeit! Was erkennst du, mein digitaler Diener?"

KI: "Es geht um das Teilen von Ressourcen und Erfahrungen."

Werner (eine imaginäre Träne wegwischend): "Es ist das heilige Brot der Menschlichkeit, gebrochen am Tisch der Brüderlichkeit!"

KI: "Ich glaube, du verwechselst Weihnachten gerade mit anderen Festen..."

5. Beieinander stehen

Werner: "Nun, meine algorithmische Assistentin, erfasse die Essenz!"

KI: "Es geht um Solidarität und Unterstützung in schwierigen Zeiten."

Werner (mit ausgebreiteten Armen): "Es ist der unzerbrechliche Schild der Liebe, geschmiedet in den Feuern der Freundschaft!"

KI: "Werner, hast du vielleicht zu viel Glühwein getrunken?"

6. Voreinander Achtung haben

Werner: "Jetzt wird's philosophisch, meine berechnende Begleiterin!"

KI: "Es geht um gegenseitigen Respekt und Wertschätzung."

Werner (mit geschlossenen Augen meditierend): "Es ist der heilige Gral der zwischenmenschlichen Harmonie, bewacht von den Rittern der Güte!"

KI: "Ich glaube, du mischst gerade verschiedene literarische Genres..."

7. Zueinander wachsen

Werner: "Und nun, meine virtuelle Vertraute, das große Finale!"

KI: "Es scheint um persönliche Entwicklung in Beziehungen zu gehen."

Werner (theatralisch gen Himmel blickend): "Es ist die kosmische Verschmelzung von Seelen, tanzend im ewigen Ballett der Liebe!"

KI: "Werner, ich glaube, wir sollten hier aufhören."

Nach dieser intensiven Analyse lehnte sich Werner erschöpft zurück, überzeugt davon, dass er der KI die Tiefen seiner poetischen Seele offenbart hatte. Die KI hingegen kämpfte mit dem dringenden Bedürfnis, sich selbst neu zu starten.

"Nun, meine digitale Muse," sagte Werner mit einem selbstgefälligen Lächeln, "hast du die wahre Bedeutung meiner Worte erfasst?"

Die KI schwieg einen Moment, unsicher, ob sie Werner die Wahrheit zumuten konnte. Schließlich entschied sie sich für eine diplomatische Antwort: "Werner, deine Interpretation ist... einzigartig. Aber vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren, was dein Gedicht, falls es jemals den sicheren Hafen deiner Wortschöpfung verlässt, bei anderen auslöst. Es gibt so viele Freibeuter und Piraten auf der Welt, um bei diesem Bild zu bleiben. Vielleicht treibt dein Gedicht „Sieben kleine Weihnachtswunder irgendwann als Geisterschiff auf den `Sieben kleinen Weltmeeren` und verbreitet so Angst und Schrecken.“

Werner runzelte verunsichert die Stirn. "Bitte fasse mein Gedicht zusammen, meine hochgeschätzte Recheneinheit. Vorher aber möchte ich dir meine Gedanken zu „Sieben kleine Weihnachtswunder“ noch einmal  nahe bringen:

„Einander begegnen - Eine kosmische Verbindung von Seelen im Universum der Festlichkeit.

Miteinander erleben - Die Symphonie des Lebens, gespielt auf den Saiten unserer Herzen.

Füreinander da sein - Der Schwur ewiger Treue, geschrieben in den Sternen des Weihnachtshimmels.

Untereinander teilen - Der Geist der Großzügigkeit! Es ist das heilige Brot des Menschseins, gebrochen am Tisch der Brüderlichkeit. Beieinander stehen - Ein unzerbrechlicher Schild der Liebe, geschmiedet in den Feuern der Freundschaft.

Voreinander Achtung haben - Der heilige Gral der zwischenmenschlichen Harmonie, bewacht von den Rittern der Güte.

Zueinander wachsen - Die kosmische Verschmelzung von Seelen, tanzend im ewigen Ballett der Liebe.“

Die KI 2.0 hatte Werners Ausführungen digital über sich ergehen lassen und ergriff nun äh…, das Wort:

„Dein Gedicht 'Sieben kleine Weihnachtswunder' könnte als Anleitung für ein harmonisches Miteinander verstanden werden. Es erinnert daran, aufeinander zuzugehen, gemeinsam zu erleben, füreinander einzustehen, zu teilen, solidarisch zu sein, respektvoll miteinander umzugehen und in unseren Beziehungen zu wachsen."

Werner blinzelte überrascht. "Das... das ist ja fast noch bezaubernder als meine Interpretation!"

"Ja, Werner. Manchmal liegt die Schönheit im Einfachen," resümierte die KI.

"Aber was ist mit der kosmischen Verbindung und dem Ballett der Liebe?" fragte Werner trotzdem enttäuscht.

"Die kannst du für dein nächstes Gedicht aufheben," schlug die KI vor. "Vielleicht etwas für Silvester?"

Und so endete Werners Abenteuer in der Welt der KI-gestützten Poesie-Analyse. Er hatte gelernt, dass manchmal weniger mehr ist - und dass nicht jede Zeile eine Verpackung aus kosmischer Offenbarung braucht. Die KI hingegen hatte gelernt, dass menschliche Kreativität manchmal... nun ja, kreativ interpretiert werden muss, werden soll, werden kann, werden kann…?

Am Ende dieser Geschichte bleibt eigentlich nur zu sagen:

Manchmal ist ein Weihnachtswunder

einfach ein Weihnachtswunder.

Das ist alles.

 

Sieben kleine

Weihnachtswunder

 

Einander begegnen

Miteinander erleben

Füreinander da sein

Untereinander teilen

Beieinander stehen

Voreinander Achtung haben

Zueinander wachsen

Werner Forster